Sonntag, 19. Juli 2009

Erdrutsch in Sachsen-Anhalt: Kaum Hoffnung für die Vermissten


Einen Tag nach dem verheerenden Erdrutsch in Nachterstedt in Sachsen-Anhalt gibt es kein Lebenszeichen von den mindestens drei Vermissten. Die Hoffnung, das seit Samstag vermisste Ehepaar und den Mann lebend zu finden, sinkt damit weiter.

Gesucht wird auch ein 22-Jähriger, bei dem nicht klar war, ob er sich zum Unglückszeitpunkt in dem eingestürzten Haus aufhielt. Am Sonntag waren Bergungskräfte damit beschäftigt, das Gelände zu sichern, um weitere Erdrutsche zu verhindern. Der Erdrutsch hatte am Samstagmorgen eine etwa sechs Fußballfelder große Fläche in einen Tagebausee gerissen, die Ursache ist ungeklärt. 41 Bewohner aus umliegenden Häusern wurden bis auf weiteres in anderen Gebäuden untergebracht.

Bei dem 22-Jährigen handelt es sich um den taubstummen Sohn des vermissten 51 Jahre alten Mannes, der zwar in dem Haus gemeldet ist, aber noch eine andere Wohnung hat. Die Vermissten, unter ihnen ein Ehepaar im Alter von 48 und 50 Jahren, wohnten in dem Doppelhaus, das im Tagebausee versank. Auch die Hälfte eines Mehrfamilienhauses, dessen Bewohner im Urlaub waren, stürzte ein. Die Polizei leitete unterdessen ein Ermittlungsverfahren wegen des Anfangsverdachts auf fahrlässige Tötung ein.

Am Sonntag berieten die Rettungskräfte über eine Möglichkeit, zu den in dem Concordia-See vermuteten Opfern vorzudringen. Geplant war, mit einem Boot an die Stelle zu gelangen, weil das Gelände rund um die Abbruchkante weiter einsturzgefährdet war. Auch der Einsatz von Robotern wurde geprüft. Wegen der unsicheren Lage können vermutlich keine Suchhunde eingesetzt werden. Der Boden am Unglücksort und am Ufer des Sees ist den Angaben zufolge weich und morastig.

Bei dem Unglück, das sich gegen 4.50 Uhr ereignete, rutschten Erdmassen auf einer Fläche von rund 350 mal 120 Metern ab, auch eine Straße und eine Aussichtsplattform versanken im See.

Die aus ihren Häusern in Sicherheit gebrachten Menschen erhielten Gutscheine, um sich Lebensmittel und andere Dinge für den Lebensunterhalt zu kaufen. Das Gebiet in der Nähe der Abbruchkante wurde gesperrt, ebenso der rund 350 Hektar große Freizeitsee.

Bereits im Jahr 1959 hatte es in Nachterstedt, wo bis 1991 Braunkohle abgebaut wurden, ein verheerendes Unglück gegeben, als gewaltige Erdmassen wegsackten. Ein Bergarbeiter wurde dabei getötet. Das Unglück führten Experten auf den lockeren Sandboden zurück, der sich mit Wasser vollgesogen hatte.

Ein solcher Verlauf wurde von Experten auch zur Erklärung des Erdrutsches am Samstag in Erwägung gezogen. Die Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft schloss nicht aus, dass sich unter dem Gelände Stollen des früheren Untertagebaus befanden, die möglicherweise zur Instabilität geführt haben. Der Regen in der Nacht zum Samstag wurde als alleinige Unglücksursache weitgehend ausgeschlossen. (dpa)

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