Sonntag, 21. Februar 2010

Vancouver: Der olympische Eiskanal fordert weitere Opfer

"Fifty-Fifty". Der Name der berüchtigten Kurve 13 im olympischen Eiskanal ist Programm: Alles oder Nichts. Denn selbst Piloten wie der Schweizer Europameister und Mitfavorit Beat Hefti haben den Kampf gegen die schwierige Passage zwischen Kurve 11 und 14 schon zum Trainingsauftakt verloren.

Schwere Prellungen, Abschürfungen am Kopf und eine Gehirnerschütterung zog sich der frischgebackene Europameister im Zweierbob zu und musste seinen Start bei den olympischen Rennen am Wochenende absagen.

Schmid boykottiert den "Horrorkanal"

Beim Abschlusstraining am Freitag erwischte es Heftis Landsmann Daniel Schmid an derselben Stelle in der mittlerweile als "Horror- oder gar Todeskanal" betitelten Bahn. Danach wurde sein Anschieber Juerg Egger mit schlimmen Befürchtungen ins Krankenhaus gebracht. "Mein Bremser liegt halbtot da unten, das kann nicht sein. Es war mein Fahrfehler, ich werde hier nicht mehr fahren", sagte der geschockte Schmid und schrie immer wieder: "Schaut euch das an!" Danach konnten die Eidgenossen für ihr Teammitglied Entwarnung geben: "Er hat sich nicht dabei nicht verletzt", meinte der Schweizer Verbands-Verantwortliche Christian Reich, dessen Vorzeigepilot Ivo Rüegg den letzten Trainingslauf ausließ.

Nach dem vom Weltverband FIBT verordneten Maulkorb für Athleten und Trainer gab es bereits am Donnerstag eine Krisensitzung mit IOC- Vertretern, VANOC-Offiziellen und Funktionären des Weltverbandes. Selbst IOC-Vizepräsident Thomas Bach schaltete sich in die Sicherheitsdebatte ein: "Acht Stürze im Training sind absolut inakzeptabel. 100-prozentige Sicherheit kann beim Rennsport nie gewährleistet werden, aber das ist zu viel."

Am oberen Limit

Der Sportdirektor des Bob- und Schlittenverbandes für Deutschland (BSD), Thomas Schwab, kritisierte die Verantwortlichen vor Ort: "Man darf dem Weltverband nicht alle Schuld in die Schuhe schieben, denn es gibt ja noch einen Veranstalter. Wir haben im Vorjahr schon die Kurven 11 bis 14 ins Visier genommen. Da muss das Eisprofil jetzt angepasst werden. Die Bahn ist hier am oberen Limit."

Die Sorgen der Piloten nach dem Todessturz des georgischen Rodlers Nodar Kumaritaschwili bleiben bestehen. "Bei uns kann man schon an der Mimik und Gestik ablesen, was los ist", sagte der Riesaer Thomas Florschütz. Nach der Sturzserie am Mittwoch wurde der Trainingsstart am Donnerstag um 20 Minuten verschoben. Offizielle Begründung: Zu große Sonneneinstrahlung, doch der Weltverband schien erstmal um Schadensbegrenzung bemüht. Laut Regelwerk darf die Bahn erst nach Abschluss der Skeleton-Rennen für die Bob-Piloten modifiziert werden. (Eurosport)

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