Die Kunden privater Banken sollen in wenigen Wochen einheitliche Informationsblätter über Risiken und Kosten verschiedener Finanzprodukte bekommen.
Im Frühjahr würden die ersten Institute sogenannte Beipackzettel anbieten, kündigte der Bundesverband deutscher Banken (BdB) am Freitag in Berlin an. Anleger sollen die Produkte damit schnell einschätzen und die Angebote verschiedener Anbieter besser vergleichen können.
Der Bankenverband stellte ein Muster für ein Standard-Produktinformationsblatt vor, das die einzelnen Banken für ihre verschiedenen Anlageprodukte und in ihrem eigenen Design verwenden können. Auf diesem Muster-Beipackzettel gibt es sieben Felder: Um was für ein Anlageprodukt es sich handelt, wer es verkauft, wie es funktioniert, wie hoch das Risiko ist, was es einschließlich der Provisionen kostet, was der Käufer etwa hinsichtlich der Steuer beachten muss und auch Beispiele für die Wertentwicklung bei positivem oder negativem Verlauf.
Das Standard-Infoblatt baut auf einem Muster auf, das das Bundesverbraucherschutzministerium im Sommer vorgestellt hatte. Genutzt haben dieses auch die Volks- und Raiffeisenbanken, wie deren Bundesverbands-Präsident Uwe Fröhlich am Freitag in Berlin erklärte. Die Genossenschaftsbanken wollen demnach noch im Frühjahr einen einheitlichen Beipackzettel für ihre Finanzprodukte anbieten. Die Sparkassen arbeiten laut einer Sprecherin des Sparkassen- und Giroverbandes ebenfalls an einer Vereinheitlichung der Produktinformationsblätter "innerhalb der Gruppe". Die Beipackzettel aller Geldinstitute dürften daher im Ergebnis recht ähnlich sein.
Die einzelnen Banken können die Muster zur Beschreibung ihrer eigenen Produkte verwenden. Das Muster des Bankenverbandes sei "in erster Linie" für Fonds und Zertifikate gedacht, sagte dessen stellvertretender Hauptgeschäftsführer Hans-Joachim Massenberg in Berlin. Mit Zertifikaten können Anleger ihr ganzes Geld verlieren, wie viele Anleger auch in Deutschland nach der Pleite der US-Bank Lehman Brothers erfahren mussten.
Mit dem einheitlichen Beipackzettel wollen die Banken das in der Finanzkrise stark beschädigte Vertrauen der Kunden wieder zurückgewinnen. Zudem kommen sie einer Forderung von Verbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) nach. Sie hatte bereits im Sommer nach der Vorlage des Muster-Beipackzettels solche Informationsblätter gefordert und den Banken anderenfalls mit einer gesetzlichen Vorschrift gedroht. Schließlich berücksichtigen die Banken mit dem Produktinformationszettel auch Vorgaben der EU-Kommission, die voraussichtlich im kommenden Jahr in Kraft treten werden.
Aigner begrüßte das Muster-Blatt des Bankenverbandes am Freitag als "erfreuliches Signal für eine bessere Aufklärung der Bankkunden". Damit "kommen wir unserem Ziel ein großes Stück näher, flächendeckend über standardisierte Produktinformationen die Transparenz und Vergleichbarkeit der oft schwer verständlichen Anlageprodukte zu verbessern".
Die ING-Diba und die Deutsche Bank - beides Mitglieder des Bankenverbandes - haben bereits eigene Produktinformationsblätter eingeführt. Bei den Beipackzetteln der Deutschen Bank seien aber die zentralen Kategorien einheitlich, sagte Bankenverbands-Vertreter Massenberg. Die privaten Banken stünden beim Privatkundengeschäft im Wettbewerb, erklärte er das Voranschreiten der beiden Großbanken. (AFP)
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