Freitag, 12. März 2010

Forscher lösen Rätsel um Contergan

Auf der Suche nach der Ursache für Fehlbildungen durch Contergan sind japanische Forscher einen Schritt weitergekommen. Sie fanden heraus, dass das Protein Cereblon den Contergan-Wirkstoff Thalidomid bindet und es so zu Fehlbildungen kommen könne.

Da das umstrittene Medikament bei der Behandlung von schweren Lepra-Formen und Knochenmarkkrebs wirksam ist, suchen die Wissenschaftler nach Möglichkeiten, die Nebenwirkungen auszuschalten. Takumi Ito und Kollegen vom Institut für Technologie in Tokio machten dazu Versuche mit Zebrafischen und Hühnern. Ihr Ergebnisse veröffentlichen sie im US-Fachjournal "Science".

Das Beruhigungs- und Schlafmittel Contergan löste Anfang der 1960- er Jahre weltweit einen Skandal aus. Schwangere nahmen es als Mittel gegen morgendliche Übelkeit. Dadurch wurde die Entwicklung der Embryos beeinträchtigt und die Babys kamen unter anderem mit verstümmelten Armen, Beinen oder Ohren zur Welt. Weltweit waren davon rund 10 000 Babys betroffen.

Cereblon (CRBN) wirke in einem Komplex von körpereigenen Stoffen, der für die Ausgestaltung der Extremitäten mitverantwortlich sei, schreiben Ito und seine Kollegen. Durch die Thalidomid-Bindung werde das Eiweiß in seiner Aufgabe behindert.

Ob die Forschungsergebnisse, die an Zebrafischen und Hühnern erzielt wurden, auf Menschen übertragbar sind, ist offen. Die Wissenschaftler wollen ihre Erkenntnisse nutzen, um "sichere" Thalidomid-Formen zu entwickeln. Sie erläutern, dass Thalidomid auch andere Auswirkungen habe, die die Nebenwirkungen womöglich erklären können, zum Beispiel eine gestörte Gefäßentwicklung oder die Bildung von zellschädigenden Substanzen. (dpa)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen