Mittwoch, 24. Juni 2009

Wird Neda die erste Web-Märtyrerin


Die iranische Staatsmacht kämpft gegen einen neuen Gegner: Das Internet. Die erste Web-Märtyrerin ist Neda. Eine Frau, die anscheinend von einem Scharfschützen erschossen wurde. Das Video avanciert zur Ikone der Revolutionsbewegung. (ein Bericht von Claus Dreckmann)

Neda ist schön. Neda ist unschuldig. Neda ist ein Opfer staatlicher Willkürherrschaft. Weltweit hat das Video von der Erschießung der jungen Frau für Entsetzen gesorgt. Ihr Bild – bereits als rot-weißes Plakat zur Kunst erhoben – ist ein Symbol für die junge, iranische Revolution "2.0". Es ist ein Symbol für Staatsterror und gegen Gewalt. Wie das fliehende, kleine, nackte Mädchen für Vietnam steht. Wie jene Trabi-Besatzung, die nach dem Mauerfall durch eine jubelnde Menge begrüßt wurde. Das Foto zierte zahlreiche Titelblätter.



Was bedeutet "Revolution 2.0"? Die Zahl steht hier nicht für eine Erneuerung der ersten, islamischen Revolution (1979), sondern für das Medium, das diese Revolution bestimmt. Die neuen Demonstranten des 21. Jahrhunderts greifen virtuell an: Das Internet, das „Web 2.0“ ist ihre Waffe. Zwar hat die Islamische Republik ein strenges Auge auf die Presse und die freiwilligen und unfreiwilligen Gläubigen im Staat. Aber an der globalen Vernetzung durch Handys und Internet scheint selbst das allmächtig wirkende Ayatollah-Regime zu scheitern. Per SMS oder World Wide Web wird die Welt mit Nachrichten und Bildern versorgt. Vollständige Kontrolle? Nahezu unmöglich. Ist das vielleicht ein "Zeichen Gottes" (nichts anderes heißt "Ayatollah")?

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